Mittwoch, 25. August 2010
Bert der Unbeugsame Teil 2
Freies Land oder nicht freies Land, sozusagen unfreies Land oder
gefangenes Land

"Land?" polterte der Capitän los, wobei Bert gleich einige Schritte nach hinten fiel. Das hätte er sich nie von der Capitäns Stimme zu wagen geträumt. Diese Akustik der Stimmbänder war ausgezeichnet und Berts Bart kräuselte sich bei dem Gedanken, dass er, der König Bert, es nicht vermag ebenfalls solch eine Schallmauer aufzubauen. Er, König Bert der Unbeugsamen.
"Land? Ich frage sie nun, sind sie ein freies Land, Land?"

Einige Zeit standen sie nun so da, Bert der wieder König werden wollte, und der Capitän, der König war, sowie die Gefolgsleute und Seemänner.
"Das Land antwortet nicht, es ist eindeutig gefangen!"
"Es ist frei, sonst würde es gezwungen werden, zu sprechen, denn wenn es gefangen ist, dann gibt es auch immer einen Gefangennehmer. Ihnen dürfte doch wohl klar sein, dass es in der Natur eines Gefangennehmers liegt, Gefangene zum Sprechen zu zwingen, um ihre Festnahme zu bestätigen."
"Ausgezeichnet" mischte sich nun der Feldwebel in die lautstarke Diskusion von König und Exkönig ein. "Ausgezeichnet Bert, wieder baldiger König über jedes freie Land."
Der Capitän stellte sich nun breitbeinig vor den beiden auf, was in der Tat ein sehr lustiges Unterfangen war, denn seine Nase wollte einfach nicht zu der stämmigen Haltung passen. "Es ist gefangen. Und nun mit zwei Zungen zu sprechen, indem der Feldwebel sich kund tut, ist keine ehrliche Art und Weise sich ein gefangenes Land frei zu kämpfen."
Um die Paradoxe des Bildes, von dem breitbeinigen Capitän abzurunden, stand nun König Bert spitznäsig Auge in Auge mit ihm. "Nun mein lieber Capitän, das ist dann wohl der Unterschied, zwischen wahren Königen und Möchtekönigen. Einem König steht immer ein Feldwebel zu. Da sie diesen nicht besitzen, gehe ich davon aus, dass sie in der Tat kein König werden können, nie und nimmer. Zu dem habe ich ihnen gerade das Land gestohlen, schließlich habe ich einen Titel zu verteidigen."
"Welchen Titel hätten sie denn zu verteidigen?" kleinbeigeben wollte der Capitän nun auch wieder nicht.
"Ich bin schließlich Bert, König der Unbeugsamen, Befreier der Dinge die besitzt werden, König Neputns dem XI ärgster Feind."
Der Capitän stand steif da, jedoch viel ihm nichts ein, welchen Titel er zu Verteidigen hätte, schließlich war er Capitän in seinen Blut, dort wallte die Natur des Seemannes. Ihm gehörte die Welt des Wassers. Obwohl, es kaum Faben gibt in der Weite der See und selbst die Wale blau waren, quasi kein Funken Ablenkung die seinen Geist wirklich schärfen könnten, fühlte er sich auf seinem ewig in Bewegung bleibenden Boden sehr heimisch - letztendlich hatte er ja noch einen Vertrag unterschrieben, dass er Seemann ist und war an diesem auch gebunden das Wasser zu lieben, er konnte nicht aus seiner geistig gefangenen Lage entfliehen.

"Na also," meldete sich nun eine tiefe, grollende Stimme, die die ganze Umgebung erzittern ließ "somit hätten wir das auch geklärt. Ich bin ein freies Land.
Ihr hättet aber auch eher eine Entscheidung treffen können. Schließlich habe ich hier noch Wichtigeres zu tun, als mich jedem Neuankömmling zu widmen," waren Antonmalias letzten Worte.

Um keine Misverständnisse aufkommen zu lassen, sei an dieser Stelle gesagt, dass es nur sehr selten vorkam, dass sich Antonmalia persönlich zu Wort meldete.
Nun ja, so ist das natürlich auch nicht ganz richtig, denn der Planet zog es vor, wenigstens einmal "Hallo" zu einem Menschen zu sagen, der seinen Oberfläche zum ersten mal berührte.
In der Vergangenheit musste er seinen Ruf als "Planet für organisches Leben" verteidigen.
Da man ihm einmal nachsagte, er sei eventuell etwas undiszipliniert.
Was seine artgerechte Haltung für seinen momentan größten Kunsteinfall, in seiner Laufbahn als selbstgenannten Rebell betraf, wollte er wenigstens wieder aus den Negativschlagzeilen verschwinden.
Nun ließ er es sich nicht mehr nehmen, sich bei jedem Menschen einmal zu melden.

"Es wird wohl besser für mich sein, ich verscheuche mich selbst, bevor ihr, alter sowie neuer König, mich verscheucht." Mit diesem Satz verabschiedete sich der Capitän. Elegant drehte er sich um und nahm dabei seine Nase mit, der aufgrund seines Drehschwunges keine andere Wahl blieb, als seinem Besitzer zu gehorchen.

Die Reise mit dem Capitän war eine lange gewesen, deshalb verkniff es Bert sich, seinem zweit ergsten Feind seine Freude über sein Verschwinden zu zeigen. Mit der Kraft, die ihm bereits in die Windeln gelegt wurde, presste er aus seinem Auge eine Träne heraus. Zufriedenstellend war diese Geste jedoch nicht, war es wirklich eine enorm kleine Träne gewesen.

"König Bert, ihre Männer und ich haben uns soeben beraten," erstaunt drehte der Herr der Unbeugsamen sich um, da er eigentlich noch über das Wirken einer Träne bei einem Seemann, der mit Salzwasser den Umgang pflegte, nachdachte, ob er die richtige Reaktion erzielte, die er ausdrücken wollte.
Nun sah er dem Feldwebel direkt in die Augen. "Wir, das heißt ihre Männer und ich, hatten viele gute Argumente gefunden, mein König Bert. Die uns das Ergebnis brachten, dass das einzig erdenkbar Mögliche, die Stellung einer Frage wäre, um unsere Probleme von den Argumenten zu lösen. Dank ihrer Gnade, dass sie sich bereit erklärt haben uns wieder zu regieren, sind wir nun voller Hoffnung."
Bert räusperte sich und nuschelte anfangs noch etwas in seinen Bart, bevor er wieder mit seiner ganzen Kraft seine Lungen füllte. Keine Ahnung hatte er schließlich genug, um zu wissen, dass der Feldwebel soeben in Rätsel gesprochen hatte. Von seiner Frau, hatte er die Übung, zu antworten oder wie in diesem Falle zu fragen, um nicht lange seinen kargen Wortschatz gebrauchen zu müssen, denn sein Gehirn konnte der enormen Belastung nicht standhalten.
"Wir sollten uns zuallererst die Frage stellen, wie wir wieder in unseren geliebten Treuflewald kommen?"
Kurz drehte sich Bert noch einmal um und sah auf das Meer hinaus, wo man nur noch zwei weiße Punkte als die Garuda erahnen konnte.
In seinem Wissen, dass er ein Meister der Ahnungslosigkeit war, konnte er mit Gewißheit sagen, dass er dem Schiff ein Lachen geschenkt hatte.


König Neptun der XI

"Männer, packt euer Laufwerkzeug unter die Arme und folgt mir" wieder voll motiviert schritt der Tagedieb voran und seine Männer folgten ihm blindlinks.
Immer tiefer ging es in den Wald hinein, dort fühlten sie sich seit langem wieder geborgen. Das war ihre Welt, hier war der perfekte Platz um zu jagen, zu kübeln und seine Freiheit vor dem weibischen Geschlecht zu bewahren.
"Singet mir ein Lied, Männer"
Die Männer fingen schlagartig an zu laiern.
"Was bitte schön soll das denn sein?" schrie Bert seine Männer an, dass ihm bald Kopf und Kragen platzte.
"König, dass ist unser Stammlied." Der Feldwebel verstand die Welt nicht mehr.
"Laßt sofort das Singen sein, man versteht ja kein Wort, wenn ihr kein Bier getrunken habt."

Eine Weile gingen sie schweigen durch den Wald, bis sie einen kleinen Teich entdeckten. "Fischen, wir können endlich wieder fischen." die Untertanen liefen wild durcheinander, sammelten Stecker vom Boden und spitzten sie mit dem Schwert zu.
In dieser ungeübten Art, sich Nahrung zu beschaffen, waren sie es ja gewohnt von König Neptun dem XI ihr Essen zu stehlen, hatten sie am späten Abend ein Lagerfeuer entfacht und ihren gefangenen Fisch verschlungen.

Das Schnarchen der Männer war ohrenbetäubend, ging man davon aus, dass sie es gewohnt waren, bei König Neptun dem XI einzubrechen um ihn um Brot zu erleichtern. Normalerweise stand der Mond hell am Himmel und ließ sich von den Wölfen besingen, doch in dieser Nacht verstand er nicht, was los war, da die Säggeräusche das abendliche Lied störten.
Am nächsten Tag waren die Tagediebe rund um Bert dem König der Unbeugsamen versammelt. Nach langem hin und her entschieden sie sich ersteinmal weiter in den Wald auf dem fremden Planeten, der ihnen als Antonmalia vorgestellt wurde vorzudringen.

Am nächsten morgen versammelten sich die Tagediebe rund um Bert den König der Unbeugsamen. Sie berieten sich und entschlossen weiter in den Wald zu maschieren, da Bert ein Schloss glaubte zu riechen, ja, es hatte so danach gestunken, dass es ihm ganz schlecht wurde. "Der Magen dreht sich mir im Bauche, wenn sich meine Nase an diesen fürchterlichen Geruch gewöhnen müsste. Lasset uns weiter vordringen und das Schloß aufsuchen und es um seine Schätze beleichtern."
"Äh, König, äh Bert," der Feldwebel riss das Wort ansich. "Äh König, ist es nicht ein ungeschicktes Unterfangen, die Leute zu berauben, die wir eigentlich um Auskunft fragen möchten?"
"Um welche Auskunft sollte es sich dabei bitte schön handeln? Wir sind Diebe, wir fragen nicht erst nach, ob wir etwas stehlen dürfen, Herr Feldwebel."
"Nein, das gewiss nicht Herr König, aber wir wollen ja nicht stehlen, wir wollen doch nach Hause in unseren Treuflewald gelangen. Dies können wir nur schaffen, indem wir nachfragen." Der Feldwebel konnte wieder einmal mehr beweisen, dass er in der Tat gut zuhorchte und sich immer im Bewußtsein der eigentlichen Ziele befand.
"Ganz recht Feldwebel, ganz recht. Männer," schrie er, "Männer, wir werden dieses Schloss nicht um seine Reichtümer erleichtern, zumindest nicht so lange, bis wir wissen, was uns nach Hause bringen könnte!"
"Herr äh König," der Feldwebel war noch nicht fertig mit seiner Rede und Bert verlor schön langsam die Geduld, da er es nicht mochte, wenn man ihn zu lange auf geistiger Ebene strapazierte. Er war eher der körperliche Typ und ihm lag es sich um geniale Diebeszüge zu kümmern, als einer tatsächlichen Aufgabe zu folgen. "Bert äh König Bert verständlich, ich bin gerade noch am Überlegen. Es wäre bestimmt das beste, wenn wir uns bereits vorher Gedanken machen, wie wir uns dem dortigen König vorstellen wollen. Um nicht wieder in die dumme Situation der Verfolgung oder sogar der Festnahme zu geraten."
"Gewiss Feldwebel, gewiss." Bert senkte etwas den Kopf, als er nachdachte, das an dem, was der Feldwebel gerade von sich gegeben hatte, tatsächlich etwas wahres dran sein könnte. Einige Minuten vergingen, als sich Bert entschloß, da er auf keinen vernüftigen Gedank kam, erst einmal wieder etwas zu Schreien, damit sich sein Gehirn nicht mehr so anstrengen musste. "Ihr Maden von Nichtsnutze, helft mir sofort zu denken. Ich brauche dringend einen nützlichen Vorschlag, damit ich euch bei euren Weibern daheim wieder gesund und heil abstellen kann, mögen sie es schaffen, was ich nicht bei euch bezwecken konnte."
Die Männer schauten sich gegenseitig an und langsam konnte Bert die Verwirrung und das Nichtwissen an ihrem ganzen Körper erkennen, nicht zu guter letzt, da einige ahnungslos die Schultern hoben und wieder senkten.
"Ich meine, dass sie euch kräftig verprügeln wollen, ihr Idioten." Gemurmel machte sich breit und die Männer nickten sich zu.

"Wir sollten unser Gewand ablegen, wenn wir in die Stadt gehen," schrie einer.
"Wer hat dir denn die Windeln gewechselt," Bert war außer sich, "ihr seid so hässlich, dass sie uns gewiss festnehmen, wenn sie uns so sehen, besonders dich."
"Nun Sir, äh König, Bert, wir könnten unsere Schwerter ablegen und die Hände weit in den Himmel heben, um zu signalisieren, dass wir in Frieden kommen." Der Feldwebel war sehr von seiner Idee überzeugt, doch König Bert nuschelte schon wieder in seinen Bart "Unsere Schwerter ablegen? Nie, wie sähe denn das aus, wenn ein König kein Schwert bei sich trägt. Ich muss ja schon auf meine Krone verzichten, da sie mir bei einem Diebeszug zur Last fallen könnte, oder sogar vom Kopfe. Das Schwert auf keinen Fall." Er dachte noch kurz nach und sprach dann schließlich in normalen Ton weiter "Männer, laßt um Himmels willen eure Schwerter dort wo sie bereits sind, wehe ich sehe einen von euch Knalltüten wie er sein Schwert ablegt. Ab jetzt laßt ihr eure Hände in der Luft. Ich möchte sie einen Meter über euren Köpfen sehen."
Die Männer gehorchten sofort. Mehere Stunden liefen sie durch den Wald. Langsam fingen die müden Glieder an zu schmerzen und selbst König Bert der Unbeugsamen, musste sich eingestehen, dass sie nicht ewig so herumrennen konnten. Er entschloß sich eine kurze Rast zu machen.
"Feldwebel. Es war eine idiotische Idee, so einen Blödsinn wie das mit den Händen vorzuschlagen. Wehe ich muss soetwas noch einmal miterleben. Ich rate ihnen zu ihrem eigenen Wohlergehen, dass sie sich sofort etwas Besseres einfallen lassen. Etwas sehr viel Besseres."
Der Feldwebel strengte sich an und als etwas Zeit vergangen war, entschloss er seine Idee, die er übrigens schon vor seiner Idee mit den Händen hatte, doch zu erwähnen, da ihm nichts eingefallen war. "Herr König Bert, wir könnten, wenn wir wieder der dummen Situation der Verfolgung ausgesetzt sind, dieses Mal auf unsere Verfolger rennen, anstatt in die entgegengesetzte Richtung. Wir sähen somit aus, als ob wir sie Begrüßen, anstatt dass wir Flüchten."
"Eine sehr gute Idee Feldwebel." Bert drehte sich zu seinen Männern. "Männer, wenn wir auf Verfolger treffen, laufen wir auf sie zu, anstatt weg. Warnung soll ausgesprochen werden, demjenigen den ich erwische, der noch einmal seine Hände in die Luft hebt, der solle unter dem Frauendache nächtigen, wenn wir wieder in unsere Treuflewälder sind."
Das hatte gesessen, niemand war scharf darauf, in einem Dach zu nächtigen, dass von lauter bessenen Weibern behaust wurde. Kein Mensch wusste was in sie gefahren war, wenn sie einen Mann sahen. Sie fingen an zu kichern und quitschen. Verbieten solle man sowas, aber für solche wirklich nützlichen Dinge hatte der König Neptun der XI letztlich kein Ohr.

Ein paar Worte zu König Neptun dem XI: Da Neptun nun König war, wurde er bereits mit dem typischen Vorurteilsdenken geboren. In seiner Natur lag es nun mal, hohe Steuern zu setzen, seien Untertanen immer ärmer zu machen und seinen Dienstmädchen schmutzige Worte zu flüstern. Neptun konnte sich drehen und wenden, es lag einfach in seinem Blut.
Antonmalia verstand sich gut indess nicht solche unmöglichen Geschöpfe zu erschaffen, nun bei König Lerchio musste er eine Ausnahme machen, da er ja die Wette mit Elvis Presley verloren hatte. Er liebte es, mit seinem Pferde auszureiten. Der Sattel vermittelte ihm ein Gefühl, die Welt würde von ihm beherrscht werden (der Teil dem noch kein rechtmäßiger Beschützer zugeiteilt war, konnte Neptun so für sich beantspruchen). Die Höhe des Pferdes war von großem Vorteil, denn nur so konnte er die Welt überblicken. Seine Freizeitbeschäftigungen versuchte er wegen der momentanen Langeweile, die er König Bert als Friedenserklärung bewies, mit Denken zu gestalten. Er setzte sich hierzu vor eine weiße Wand und überlegte welche Farben wohl sein innerstes wiederspiegelte (Bert kannte bereits die Antwort).

Weit, weit entfernt von Bert und seinen Gefolgsleuten, war das Schluß von Lord Tokaxer.
Nach einiger Zeit haben es die Männer rund um Bert geschafft, sich diesem zu nähern. Es war schwarz und aus altem Stein gebaut. In dem dunklen Wald fast für das Auge nicht sichtbar, der eigentliche Sinn und Zweck des dunklen Gebäudes lag dadrin, dass Lord Tokaxer sich vor seiner Ehefrau verstecken wollte. Tokaxer hatte ein großes Gebiet, dass er regieren musste und seine Frau eine Bestie war, wie er sie mehr oder weniger liebevoll nannte. Er baute sich nun dieses dunkle Schloß und machte dadraus eine, nun ja, man konnte es mit einer Ferienwohnung schon sehr gut umschreiben.

Der Feldwebel stand vor einem großen Holztor. Er wurde vorausgeschickt, um die Lage zu sichern. Sollten sie tatsächlich mal wieder als Feinde betrachtet werden, so wurde wenigstens nur einer der sieben Verbliebenen gefangen genommen.
"Poch, poch" mit starker Faust klopfte der Feldwebel nun an diese enorm große Tür.
"Wer ist da!" eine etwas zittrige Stimme schrie von oben herab.
"Ich bin der oberste Feldwebel von Bert, König der Unbeugsamen," etwas irritiert und suchend schaute er in die Höhe. Da gleich neben dem Tor ein hoher Aussichtsturm war, konnte die Stimme eigentlich nur von dort gekommen sein. "Wir wollen um die Erlaubnis fragen, euer Schloss betreten zu dürfen um Auskunft über ein paar, für uns sehr wichtige Fragen zu erhalten."
"Ja..." während der Mann oben auf dem Turm weiter stotterte, hörte man seine ganze Monitur, die er am Leibe trug. Da war ein Schild, das ständig gegen ein Schwert klapperte und eine Lanze, die heftig auf dem Boden pochte. "Ja, ich werde mal nachfragen."

Nach etwa einer halben Stunde ließ man Bert und die Männer in das Schloß von Lord Tokaxer. Dieser saß an einem großen Tisch, fast eine Rittertafel. Dort waren alle möglichen Essensdinge aufgetischt. "Meine verehrten Gäste" sprach nun Lord Tokaxer mit einer sehr erfreulichen Stimme für Bert. Kräftig, männlich, nicht zu hart aber auch nicht zu weich, eines guten Königs würdig eben. "setzt euch an meine Tafel und stärkt euch bei Tisch. Sie müssen sehr erschöpft sein. Esset so viel ihr könnt und berichtet mir anschließend, was euch auf mein Schloß "Freiheit" geführt hat."
Bert lief das Wasser im Munde zusammen, ebenfalls den anderen Männern. Schweinass, Wein, Knödel, saftige Trauben, alles was das Herz begehrt. Sie aßen wie echte Männer nun eben aßen. Die Tischwerkzeuge wie Gabel, Messer und Löffel wurden großzügig ignoriert und den Wein trank man literweise aus der Flasche. Nach dem alle Mägen gesättigt waren und das Schmatzen und Schlucken immer leiser wurde, nur noch vereinzelt konnte man das Schlingen noch vernehmen, erzählte Bert Lord Tokaxer, was ihn hier her geführt hatte.
Die Augen des Lords wurden immer größer, er hatte noch nie etwas von einem Treuflewald gehört. "Meine Gäste" sprach er nun, ihr seit herzlich willkommen auf meinem Schloß, möge es euch eine ausreichende Schlafstätte und Erholungsort sein. Solange wir die Antwort noch nicht gefunden haben, auf die Frage, wo der Treuflewald liegt und ob er nicht verschwunden ist, sollt ihr hier einen sicheren Ort gefunden haben. Ehrlichkeit und Freundschaft sind unser Markenzeichen."

In König Bert fingen die grauen Gehrinsynapsen selbständig an zu arbeiten, ohne das dieser es merkte. Der letzte Satz von Lord Tokaxer gehörte sofort zu bearbeiten. Müde und satt gingen die Tagediebe schlafen. Den einzig unruhigen Schlaf hatte in dieser Nacht Bert. "Ehrlichkeit und Freundschaft" fast Fremdworte für den König. Doch am nächsten Tag war von den Schlafproblemen nichts mehr zu merken.
Sie verbrachten ein paar Tage auf dem Schloss "Freiheit" und langsam kehrte wieder Ruhe bei den Untertanen ein.

An einem Tag als der Himmel verdunkelte und es wie aus Eimern regnete, blieben sie lieber im Schloß. Bert sah sich um und entdeckte ein paar nette und nützliche Dinge. Da war er wieder, der Satz des Lords von Tokaxer. "Ehrlichkeit und Freundschaft" und plötzlich viel es Bert wie Schuppen von den Augen. "Das war es" schrie er. Am Nachmittag ließ er seine ganze Mannschaft um sich versammeln, um seinen Plan weiterzu berichten.

"Nein König, das dürfen wir nicht." der Feldwebel schüttelte heftig den Kopf. "Wir wissen unsere Arbeit gut auszuführen, aber sowas geht nun wirklich nicht. Letztendlich würden wir uns damit selbst ins Fleisch schneiden."
Bert hörte dem Feldwebel keinen Augenblick zu. Er und seine Männer nahmen in dieser Nacht das ganze Schloss auseinander und steckten die nützlichsten Dinge in einen Sack.

Danach schlichen sie sich durch das Tor, durch das sie mitlerweile schon ungehindert ein und ausgingen konnten. Der Wald war dunkel und nass von dem täglichen Regen. Die Tagediebe rannten wieder in Richtung Strand, ohne es zu bemerken. Langsam ging die Sonne auf und der unvergleichliche beißende Geschmack des Salzwassers machte sich bemerkbar.

Gerade als sie den Strand sahen, hörten sie auch schon das Getrappel der lordischen Kavalerie. Bert nahm seine Füße in die Hand und machte sich auf, seine Männer ebenso schnell zu rennen, wie er.
Der Strand machte es ihnen nicht unbedingt einfacher voranzukommen und die ersten Rufe wurden immer lauter.
"Dort vorne, seht ihr Männer?" Bert zeigte auf eine Gruppe Schildkörten. "Dort vorne sind Tiere, wir werden auf ihnen davon reiten."

Das Wissen um Schildkröten war Bert gänzlich verwehrt geblieben, in Treufle gab es solche Tiere nicht. So kam es, dass sie auf diese großen und recht harmlosen Tiere aufstiegen und schrieen, was das Zeug hielt. Erst langsam und dann immer schneller bewegten sich diese fort. "Macht schon, ihr dämlichen Viecher" die Männer liefen puterrot an und die Worte überschlugen sich vehement. Doch wirklich voran kamen sie nicht, erstaunlich war es nun, dass die Pferde der berittenen Einheit von Lord Tokaxor auch nicht weiter heran kamen.

"Erstaunlich Bert, äh König" der Feldwebel konnte nur verwirrt den Kopf schütteln "wirklich erstaunlich."
"Was meint ihr, Feldwebel?"
"Nun Sir, Bert, wir reiten zwar, kommen aber nicht sehr schnell vorran. Ist es da nicht erstaunlich, dass die lordischen Ritter nicht näher heran rücken?"
"Feldwebel, wer hat sie eigentlich zum Feldwebel erklärt, sie Nichtsnutz? Das hat was mit Intelligenz zu tun, wir sind außer Gefahr, da wir reiten*." schrie der König und schüttelte den Kopf.

* In der Tat ist es sehr logisch, dass auf Antonmalia jeder der reitet außer Gefahr ist. Die Zeit hat hier keine Wirkung, so zählt einzig die Tat an sich, ob man reitet, oder zu Fuß geht. Hierbei ist es völlig egal, wer gerade auf was reitet.

Ein kräftiges Rauschen benebelte nun die Sinne der Unbeugsamen. Sie hatten Ohrenfiepen und blendendes Licht in den Augen. Gerade noch am Strand, waren sie plötzlich mitten in einem Wald, die Schildkröten auf denen sie geritten waren blieben abrupt stehen. Das viele Grün verwirrte sie doch sehr.
Bert und seinen Männern klappten den Mund auf und zu. Da hörten sie eine ihnen wohl vertraute Stimme "Reitet schneller Männer, dieser Bösewicht von Bert kann nicht mehr weit weg sein. Es wird das letzte Mal gewesen sein, dass er bei uns gestohlen hatte."
Dem König der Unbeugsamen lief eine Träne die Wange herunter. Eindeutig war das König Neptuns dem XI's Stimme.

Nun, was war geschehen? Es ist allgemein so, dass auf Antonmalia, die Zeit wenig Rolle spielt, da sie ja noch nicht erfunden wurde. Wenn sich nun eine Schildkröte reiten läßt, oder wie in diesem Fall keine andere Wahl hatte, als geritten zu werden, dann passiert folgendes: Die Verfolgung, oder wie von Bert befohlen wurde, die dumme Verfolgungssituation hatte zur Folge, dass das Gesetz der Logik eintraf. Die Flüchtigen wurden automatisch genauso schnell wie die Verfolger, da sie noch einigen Vorsprung hatten, reichte dies zur Flucht. Die Schildkröte, allgemein ein sehr langsames Tier, war plötzlich zu einem schnellen Reittier umfunktioniert worden. Die Zeit geriet etwas in Verwirrung, da sie ja noch davon ausgegangen war, nicht gekannt zu werden. Als sie plötzlich von den Unbeugsamen gezwungen wurde, ihre Identität preis zu geben, öffnete sich in diesem kurzen Reaktionsmoment der Zeit ein Tor in Raum und Zeit. Ungehindert konnten nun der König und sein Gefolge durch das Tor reiten und in die geliebten Treuflewälder zurückkehren.

Ende -